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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit



Kraft und Cadbury, Sieger und Beute

An die IUL Web-Site geschickt am 21-Jan-2010

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Falls es nicht noch in letzter Minute eine �berraschung gibt, wird Kraft, das zweitgr��te Lebensmittelunternehmen der Welt, Cadbury aus Gro�britannien schlucken. Es ist kaum einen Monat her, seit Cadbury-Chef Roger Carr Kraft als Konglomerat "ohne Zielrichtung" verh�hnt und erkl�rt hat: "Eine Verbindung mit Kraft bietet keinerlei strategische, verwaltungstechnische, betriebliche oder finanzielle Vorteile". Jetzt aber teilte er mit, der Preis sei richtig. Er lobte Kraft, weil sich das Unternehmen f�r "unser Erbe, unsere Werte und unsere Mitarbeiter in der ganzen Welt" einsetze ... und r�umte gleichzeitig ein, dass Personalk�rzungen unvermeidlich seien.

In der Finanzwelt sind es nicht immer die schnellsten, die die Beute einfahren. Unter dem wachsenden Druck, den "Erwartungen" der Investoren zu entsprechen, beseitigte Kraft in den Jahren 2004 bis 2008 mehr als 19 000 Arbeitspl�tze und nahm riesige Kredite auf, um Aktienr�ckk�ufe zu finanzieren. Bis ins letzte Jahr, als der Schwung wegen der durch die �bernahme der europ�ischen Kekssparte von Danone verursachten Finanzprobleme nachlie�, wurde die Dividende Jahr f�r Jahr und sogar Quartal f�r Quartal angehoben, w�hrend sich das Unternehmen gleichzeitig bem�hte, die Ertragsziele mit Hilfe immer neuer Kostensenkungsma�nahmen zu erreichen.

Cadbury dagegen agierte langsamer, um den Forderungen nach "Mehrwert f�r die Aktion�re" nachzukommen, und gab erst 2008 mit dem Programm "Vision into Action" Vollgas, das h�here Dividenden und Pl�ne zur Verminderung der weltweiten Besch�ftigtenzahl um 15% vorsah. Da Cadbury sp�ter an den Start ging, waren die Bilanzen des Unternehmens in besserer Verfassung, als Kraft und die �bernahmestrategen das Unternehmen zu umwerben begannen. Deshalb konnte Cadbury im Dezember 2009, als das Gepl�nkel um den �bernahmepreis immer heftiger wurde, mitteilen, es werde mit Hilfe von Investitionsk�rzungen und Gewinnsteigerungen noch mehr an die Aktion�re aussch�tten.

Die britische Gewerkschaft Unite, die daf�r gek�mpft hat, dass Cadbury unabh�ngig bleibt, und davor gewarnt hat, dass eine mit hohen Krediten finanzierte �bernahme notwendigerweise Teilver�u�erungen und Arbeitsplatzverluste zur Folge haben w�rde, hat es nun mit noch mehr Schulden zu tun: Von dem Kaufpreis in H�he von 11,9 Milliarden Britischen Pfund (19,4 Milliarden US-Dollar) wurden mehr als 7 Milliarden Britische Pfund als Kredite aufgenommen. Diese Schulden lasten nicht nur auf Cadbury, sondern auch auf den Arbeitnehmern der Kraft-Betriebe in aller Welt, die deshalb gezwungen sein werden, eine weltweite Verteidigungsallianz aufzubauen.

Die Spitzenmanager von Cadbury k�nnen einen au�erordentlichen Gewinn verbuchen, die Finanzberater beider Parteien werden Millionen kassieren, und die Hedgefonds, die sich im Verlauf der �bernahmenkampagne mit Cadbury-Aktien eingedeckt haben (und jetzt rund 30% dieser Aktien besitzen) k�nnen ihre Jetons einl�sen und mit dem Leerverkauf von Kraftaktien beginnen.

Es ist leicht, aber letzten Endes zwecklos, Leute wie Roger Carr des Verrats zu bezichtigen. Er ist seit langem mit Unternehmensaufl�sungen vertraut. Gesch�ft ist Gesch�ft, und Firmenbosse haben die "Treuh�nderpflicht", Transaktionen zugunsten der Aktion�re zu t�tigen. Gestellt werden muss jedoch unbedingt die Frage, was "Investitionen" in einer Welt bedeuten, in der "Investmentbanken" an den Unternehmen am Empfangsende der Transaktionen nicht beteiligt sind, "Investoren" Aktien im Hinblick auf Zeitr�ume kaufen und verkaufen, die inzwischen von Jahren auf Tage und sogar nur Minuten reduziert worden sind, und Pensionskassen, die angeblich im langfristigen Interesse der Arbeitnehmer handeln, H�ndlern, denen es ausschlie�lich um die Steigerung der verwalteten Verm�genswerte geht, immer �hnlicher werden. Die einzige Gruppe mit langfristigen Investitionen in die Zukunft ihrer Betriebe bilden offensichtlich die Arbeitnehmer, die das Unternehmen aufbauen und erhalten. Die Cadbury-�bernahme zeigt, wie wenige Tr�mpfe diese Gruppe in der Hand h�lt - und was ge�ndert werden muss.