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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit



Neue Todesfälle und das Auftreten des Virus in Grossbritannien machen erneut die globale Bedrohung durch die Vogelgrippe deutlich

An die IUL Web-Site geschickt am 13-Feb-2007

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Im Vereinigten Königreich ist nunmehr ein Zusammenhang zwischen dem Ausbrechen der durch H5N1 verursachten Vogelgrippe auf einer Truthahnfarm des transnationalen Unternehmens Bernard Matthews und jüngsten Einfuhren von vorverarbeitetem Fleisch aus den ungarischen Betrieben dieses Unternehmens, wo der gleiche Virusstamm ermittelt wurde, nachgewiesen worden. Nach den massiven Geflügelkeulungen in Großbritannien wurde ferner festgestellt, dass das Virus sich bereits weiter ausgebreitet hatte. Bisher haben fünf Länder Geflügeleinfuhren aus dem Vereinigten Königreich untersagt, was die Befürchtung nährt, dass es in diesem Wirtschaftssektor zu drastischen Absatzeinbußen und umfangreichen Entlassungen kommen wird.

Die Arbeitnehmer von Bernard Matthews in Großbritannien werden vom IUL-Mitgliedsverband T&G organisiert. Diese Gewerkschaft hat eng mit dem Unternehmen und Regierungsbeamten zusammengearbeitet, um zu gewährleisten, dass bei allen Gesundheitsmaßnahmen der Behörden den Rechten sowie der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer in angemessener Weise Rechnung getragen wird, was auch Tamiflu-Impfungen der Arbeitnehmer bedeutet.

In den meisten Ländern, in denen das H5N1 Virus aufgetreten ist, gelangen jedoch bezeichnenderweise weder Geflügelarbeiter noch ihre Gewerkschaften in die Schlagzeilen - ungeachtet der offensichtlichen Tatsache, dass Geflügelarbeiter dem Virus in vorderster Front ausgesetzt sind und die wahrscheinlichste potentielle Gruppe für die Verbreitung des Virus darstellen, falls dieser zu einer leichter von Mensch zu Mensch übertragbaren Form mutieren sollte. Und sofern ihre Rechte - und ihre Gewerkschaften - anerkannt werden, kommt ihnen auch eine entscheidende Rolle im Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus zu.

Die Bedeutung des Geflügelsektors als wichtige Beschäftigungs- und Nahrungsmittelquelle - und die dort häufig vorherrschenden harten Bedingungen und die Widerstände der Arbeitgeber gegen eine gewerkschaftliche Organisierung - spielen im Rahmen der Pläne nationaler und internationaler Behörden für eine potentielle Pandemie nach wie vor keine entscheidende Rolle.

In den letzten zwei Jahren hat die IUL versucht, auf diesen Mangel aufmerksam zu machen, und dabei auf die Notwendigkeit einer Politik hingewiesen, mit der gegen H5N1 als eine Bedrohung vorgegangen wird, die die Bereiche Arbeitsschutz, öffentliche Gesundheit und Arbeitnehmerrechte in gleicher Weise betrifft. Durch den konzertierten Druck der IUL und des globalen Gewerkschaftsbundes Internationale des öffentlichen Dienstes (IÖD) konnte schließlich die IAO dazu bewogen werden, die zentrale Bedeutung der Vogelgrippe als Beschäftigungs- und Arbeitsplatzproblem anzuerkennen und ihre Mitwirkung an den Krisenreaktionen der VN-Behörden zu fordern. Demgemäß hat der IAA-Verwaltungsrat im November 2006 einen Aktionsplan gebilligt, der die Mitwirkung der IAO und der Gewerkschaften an der Arbeit des Grippekoordinators des VN-Systems (UNSIC) vorsieht.

Bisher sind jedoch für diese Arbeit noch keine Finanzmittel bereitgestellt worden. Mit der weiteren Ausbreitung des Virus bleiben also die Gefahren für Geflügelarbeiter und somit für die Öffentlichkeit weiter bestehen. Selbst Regierungen, auf die Gewerkschaften starken Druck ausüben, betrachten Geflügelarbeiter und ihre Gewerkschaften bei der Planung von Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen nach wie vor als nebensächlich oder unbedeutend. Auf globaler Ebene verweist der Globale Aktionsplan des UNSIC auf die (finanziell nicht abgesicherte) Mitwirkung der IAO als VN-Partner an der interorganisatorischen Planung, aber ansonsten hat sich bei den Vereinten Nationen nichts geändert: Die UNSIC-Website enthält nach wie vor keine konkreten Hinweise und keine Informationen, die für Geflügelarbeiter und ihre Gewerkschaften im Kampf gegen die Ausbreitung des H5N1-Virus von Belang wären.

Finanzmittel für die Mitwirkung der IAO bereitzustellen, ist eine zwar notwendige, aber kaum ausreichende Maßnahme gegen die H5N1 Bedrohung. Es wird vielmehr erforderlich sein, Druck auf die Regierungen auszuüben, damit sie den Besorgnissen der Gewerkschaften Rechnung tragen, und die Gewerkschaften müssen auf allen Ebenen an der Planung und Umsetzung betrieblicher und öffentlicher Gesundheits- und Sicherheitsprogramme beteiligt werden. Die steigende Zahl der Todesopfer und der jüngste Ausbruch im Vereinigten Königreich erinnern daran, dass für Selbstgefälligkeit kein Platz ist.

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Mehr Informationen über Geflügelarbeiter und das H5N1-Virus finden sich auf der IUL-Website: Vogelgrippe (H5N1) und Landwirtschafts- und Nahrungsmittelarbeitnehmer: Rechte, Risiken, Gegenstand der öffentlichen Politik