IUF logo; clicking here returns you to the home page.
IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit



McDo: Soziale Verantwortung als Generalstabsplan f�r die Ausschaltung von Gewerkschaften

An die IUL Web-Site geschickt am 17-May-2002

Diesen Artikel an eine/n Bekannte/n weiterleiten.

McDonald�s ist jetzt offiziell in den Wettbewerb um "Unternehmensverantwortung" eingetreten. "Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind", erkl�rt Konzernchef Jack Greenberg in der Einleitung zum McDonald�s Bericht �ber soziale Verantwortung. Unsere globale Gesch�ftst�tigkeit bedeutet auch globale Verantwortung" - und als Beweis f�r die globalen Anliegen des Konzerns werden 46 Seiten globaler Unsinn geboten. Unsinn deshalb, weil au�er Selbstlob, einer Liste karitativer Beitr�ge ("Spenden des Konzerns"), und zweifelhafter Auszeichnungen (es w�re interessant zu erfahren, wie genau McDo Brasilien zu dem Titel "Das beste Unternehmen, f�r das man arbeiten kann" kam) und den st�ndig wiederholten Schlagw�rtern "Verpflichtung", "Kernwerte", "Auftrag" usw. der Bericht nicht eine einzige nachpr�fbare Aussage enth�lt, an der sich die Arbeitsbeziehungspraktiken von McDonald�s bemessen lie�en.

Auf Seite 2 des Berichts wird uns mitgeteilt, dass er eine "Schablone" darstellt, um "Fortschritte im Bereich der sozialen Verantwortung" zu messen. Wenn dem so ist, handelt es sich aber um eine "Schablone", die keinerlei konkreten Messwert umfasst, mit dem diesem Zweck entsprochen werden k�nnte. Deshalb ist es auch bedeutungslos, dass McDonald�s nicht einmal eine externe Pr�fung des Berichts veranlasst hat. Es gibt einfach nichts zu �berpr�fen, auch bei Nichtber�cksichtigung der Lizenzbetriebe (70 Prozent der globalen McDonald�s-Betriebe), �ber die dem Konzern angeblich keine Kenntnisse vorliegen und f�r die er nicht verantwortlich zu sein behauptet.

Der Abschnitt des Berichts, der die �berschrift "Menschen" tr�gt und in dem man logischerweise eine Beurteilung der Situation der Kollektivverhandlungen und der Gewerkschaftsrechte erwarten w�rde, enth�lt hierauf nicht den geringsten Hinweis, obwohl "Achtung und Anerkennung" angeblich der erste Grundsatz sind, an dem sich die Praxis des Konzerns in diesem Bereich ausrichtet. Aber weder hier noch an irgendeiner anderer Stelle des Berichts erscheint das Wort "Gewerkschaft". Die kollektiven Rechte hunderttausender Arbeitnehmer in aller Welt, die die McDonald�s-Uniform tragen, bleiben einfach unerw�hnt.

Unter dem Deckmantel eines Berichts �ber soziale Verantwortung hat McDonald�s in Wirklichkeit ein Handbuch f�r die Ausschaltung von Gewerkschaften erstellt. Statt Rechten am Arbeitsplatz bietet McDonald�s den Arbeitnehmern "Menschenf�hrung nach Prinzipien". Wer braucht eine Gewerkschaft, wenn es, um ein Beispiel f�r das Engagement des Konzerns zu nennen, "in beide Richtungen bestehende Kommunikationsm�glichkeiten zwischen Konzernleitung und Arbeitnehmern" gibt? Warum sich mit Tarifvertr�gen, ausgehandelten Arbeitsplatzeinstufungen und Beschwerdeverfahren belasten, wenn es ein "Leistungsentwicklungssystem" gibt, das "jedem Arbeitnehmer die M�glichkeit bietet, entscheidend dazu beizutragen, dass seine eigene Leistung den Unternehmensergebnissen von McDonald�s dient"? Kollektivverhandlungen sind �berfl�ssig, wenn der "Dialog durch regelm��ige Versammlungen der Restaurantarbeitnehmer, informelle "Meckertreffen", die Aktionspl�ne zur L�sung von Problemen erbringen sollen, gegenseitige Leistungsbewertungen, Verpflichtungs�berpr�fungen und Evaluierungsaktionspl�ne sowie Arbeitnehmerversammlungen (!) vor wichtigen Marketingkampagnen erleichtert wird". Unabh�ngige, von den Arbeitnehmern gew�hlte gewerkschaftliche Arbeitsschutzbeauftragte? �berfl�ssig, der Konzern k�mmert sich um Euch. Wenn Ihr es nicht glaubt, schaut Euch nochmal die Liste der Auszeichnungen an, die er erhalten hat.

McDonald�s ist au�erdem kein Konzern, der sich mit bisherigen Errungenschaften begn�gt. Arbeitnehmer k�nnten immer noch das Gef�hl haben, dass sie eine Gewerkschaft brauchen, und der Konzern ist hierauf vorbereitet. McDonald�s hat "Humanressourcenberatungszentren entwickelt, die Humanressourcenpersonal, Mitarbeiter und Restaurantleiter sachkundig beraten".

IUL-Mitglieder - und potentielle Mitglieder - in aller Welt haben umfangreiche Erfahrungen mit diesen Techniken gewonnen, und �berall dort, wo sie angewandt werden, bem�hen sich Arbeitnehmer bei McDo um eine kollektive Vertretung an ihrem Arbeitsplatz. Ja, es gibt Gewerkschaften, die ihre Anerkennung erreicht und Tarifvereinbarungen mit McDonald�s geschlossen haben, aber sie mussten auf diesem Weg Schritt um Schrit k�mpfen. Der Konzern hat gewaltige Mittel eingesetzt, um zu erreichen, dass die Arbeitnehmer von McDonald�s ihre kollektiven Rechte nicht durchsetzen k�nnen und Gewerkschaften vernichtet werden. Die Behauptung auf Seite 11 des Berichts ist einfach l�cherlich, dass "wir nicht �ber die Einrichtungen verf�gen", um Daten �ber das, was die Lizenznehmer "f�r ihre jeweilige Gemeinde, ihre Menschen und ihre Umwelt tun, zu erheben und zu sammeln". McDonald�s wei� sehr wohl, dass Lizenznehmer lieber Betriebe geschlossen haben, als eine Gewerkschaft anzuerkennen, wie dies in j�ngster Zeit mit mehreren Betrieben in Kanada der Fall war. McDonald�s wei�, dass, um nur drei Beispiele aus den letzten Jahren zu nennen, die gesamte Gewerkschaftsbewegung zur Verteidigung der Gewerkschaftsrechte in Norwegen, Island und D�nemark aufgerufen hat, als McDonald�s bekannt gab, es werde sich nicht an die geltenden Landestarifvertr�ge f�r den Sektor halten. McDonald�s wei�, dass ein hartn�ckiger Gewerkschafter im Lebensmittelverarbeitungsbetrieb von McDonald�s Russland Todesdrohungen erhalten hat. Und der Konzern wei� auch, dass McDonald�s Deutschland seit vielen Jahren gewaltige Summen zahlt, um einzelne Arbeitnehmer zu veranlassen, aus ihrer Gewerkschaft auszutreten und den Betriebsrat zu verlassen.

Der Konzern kennt diese Fakten, weil er von der IUL und ihren Mitgliedsverb�nden entsprechend unterrichtet wurde. Und auch die Anw�lte und PR-Berater des Konzerns kennen sie, weil sie beim "McLibel"-Prozess im Vereinigten K�nigreich mit �berw�ltigenden Beweisen f�r die gewerkschaftsfeindliche Haltung des Konzerns konfrontiert wurden.

McDonald�s braucht keine unabh�ngige Pr�fung dieses und etwaiger k�nftiger Berichte, weil er als "Schablone" v�llig wertlos ist, um irgendetwas anderes zu bemessen als Erfolge bei der Zerschlagung von Gewerkschaften. Statt PR-Phantasien zu entwickeln, sollte McDonald�s vielmehr als leitendes Prinzip seiner Konzernpraxis eine Verpflichtung zur Einhaltung des Rechts der Arbeitnehmer abgeben, Gewerkschaften zu bilden und Kollektivverhandlungen zu f�hren.