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Syngentas globale genetische Machtübernahme

An die IUL Web-Site geschickt am 25-Feb-2005

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NEUESTER STAND: Angesichts des organisierten Widerstands gegen einen internationalen Patentantrag, mit dem die Urheberrechte am genetischen Prozess der Blütenbildung in Pflanzen gesichert werden sollten hat Syngenta zugestimmt, seinen Patentantrag verfallen zu lassen. (zu weiteren Informationen hier klicken).


Cecil Rhodes, der berüchtigte britische Imperialist, nach dem das ehemalige Rhodesien benannt wurde, hat einmal gesagt, er würde die Planeten annektieren, wenn er es könnte. Im Vergleich zur Unersättlichkeit der "Life Sciences" Konzerne von heute erscheint sein Ehrgeiz jedoch noch bescheiden. Rhodes musste sich mit dem südlichen Afrika begnügen. Monsanto dagegen versucht, gestützt auf den räuberischen Begriff der "geisten Urheberrechte" und das TRIPS-Abkommen der WTO, eine ganze Pflanzengattung - die Sojabohne - zu patentieren. Syngenta ist sogar noch ehrgeiziger: Das Unternehmen will das ganze Pflanzenreich erobern und hat ein Patent für den Vorgang beantragt, durch den Pflanzen Blüten hervorbringen.

Im Juni 2001 hat der Konzern Syngenta mit Sitz in der Schweiz, das weltweit größte Unternehmen im Bereich Agrochemie und die Nummer drei bei Saatgut, bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum einen Patentantrag (PCT/EPO2/06968, Veröffentlichungsnummer WO03/00094) auf die alleinigen Rechte an der genetischen Abfolge von "Entwicklung und Zeitpunkt der Blütenbildung bei Pflanzen, die dazu dienen kann, Blütenbildung, Blütenform und Blütezeit zu beeinflussen" eingereicht. Der Patentantrag war ein Ergebnis der Erforschung des Reis-Genoms, der wir auch schon den berüchtigten "Goldenen Reis" zu verdanken haben, den mit Vitamin A angereicherten genetisch veränderten Reis, der als Lösung für den durch Armut verursachten Vitamin A-Mangel angepriesen wird. Das Patent erschließt einen praktisch grenzenlosen Bereich, da es genetische Prozesse einbezieht, die die Blütenbildung nicht nur bei Reis, sondern generell bei allen Blütenpflanzen bestimmen. Da der Prozess der Blütenbildung bei Reis sehr ähnlich ist wie bei zahlreichen anderen Pflanzen, erstreckt sich der Patentantrag auch auf zahlreiche Nutzpflanzen und Getreidearten wie Weizen, Mais und Bananen, darunter auf 23 wichtige Nutzpflanzen, die im Anhang zum Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft aufgeführt sind. Der Antrag von Syngenta fordert ausdrücklich die Patentrechte in Bezug auf Pflanzen mit den gleichen genetischen Abläufen, die aber noch nicht einmal bekannt sind oder noch nicht klassifiziert wurden. Obwohl es sich bei diesem Patent nicht um eine Erfindung handelt, gilt es also für die Gegenwart und für die Zukunft.

Die Bedrohung der globalen Ernährungssicherheit durch dieses Patent auf Leben ist gewaltig. Genetisch veränderter Reis ist mit Abstand der wichtigste Preis, um den es bei dem Wettrennen der Konzerne geht, mit dem den Farmern patentiertes Saatgut und patentierte Chemikalien aufgezwungen werden sollten. Aber auch ohne die GVO-Nebenprodukte würde das Patent staatlich finanzierten landwirtschaftlichen Forschungstätigkeiten eine Zwangsjacke anlegen, indem es eine patentgeschützte Mauer um die Erforschung des Blüte- und Reproduktionsprozesses bei Pflanzen errichtet.

Der internationale Patenantrag des Unternehmens hat jetzt die "nationale Phase" des Patentschutzprozesses erreicht - und Syngenta hat mitgeteilt, es werde die Zulassung seines Genmonopols in 115 Ländern beantragen.

Sofern keine internationalen Maßnahmen getroffen werden, um Syngenta zum Rückzug seiner Anträge zu veranlassen, muss in jedem einzelnen dieser Länder Einspruch gegen dieses Patent erhoben werden.

Die IUL unterstützt deshalb die ETC-Gruppe (vormals RAFI), die Organisation, die als erste dieses Patentverfahren aufgedeckt und die Alarmglocke geläutet hat, um den Antrag zu blockieren. Die IUL hat an Dr. Jacques Diouf, den Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), bei der die IUL Beratungsstatus genießt, geschrieben und ihn aufgefordert, die Blockierung des Patentes in jedem Land zu verlangen, in dem ein entsprechender Antrag läuft.

Pflanzengenetische Ressourcen und die entsprechenden Informationen gehören der Öffentlichkeit, so dass sie von allen genutzt werden können. Der Internationale Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen soll dieses Menschenrecht schützen, doch TRIPS-Abkommen und Lücken im nationalen und internationalen Patentrecht machen es den Konzernen leicht, genetische Ressourcen, die der gesamten Menschheit gehören und ihr dienen müssen, zu plündern. Wir werden deshalb mit der ETC und anderen engagierten Gruppen auf nationaler und internationaler Ebene zusammenarbeiten, um zu erreichen, dass der Angriff von Syngenta auf die globalen Nahrungsmittelressourcen abgeschlagen wird.