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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Gewerkschaftszerschlagung auf Turtle Island in Fidschi

An die IUL Web-Site geschickt am 10-Jul-2003

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Die Turtle Island Lodge in Fidschi geh�rt zu den exklusivsten Tourismusorten der Welt. Handverlesene Paare zahlen mehr als 1 500 US$ t�glich, um eine Woche in dem privaten Inselparadies des Million�rs Richard Evanson verbringen zu k�nnen. Weil Evanson mit gro�er Begeisterung B�ume pflanzt, ist die Anlage als Musterbeispiel eines nachhaltigen Tourismus �berschw�nglich gelobt worden. Evanson gilt allgemein als Philanthrop. Aber in diesem tropischen Paradies gibt es keine Gewerkschaften. Seit M�rz 2000 werden Arbeitnehmer, die dem IUL-Mitgliedsverband National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees (NUHCTIE) beitreten, systematisch entlassen.

Evanson hat die Insel vor drei Jahrzehnten gekauft. Ein Rezensent im Internet (http://www.indiatodayplus.com/july2001/travel.html) hat dies (in einem anderen Zusammenhang) scharfsichtig wie folgt kommentiert: "Dadurch kann Turtle Island auch seine eigenen Gesetze erlassen." Und genau dies ist im wesentlichen der Konflikt, der heute auf der Insel zwischen Evanson und aktiven und ehemaligen (weil entlassenen) Turtle Island Arbeitnehmern herrscht, die entschlossen sind, f�r ihre Rechte zu k�mpfen.

Der Kampf f�r Gewerkschaftsrechte wird seit dem 3. M�rz 2000 gef�hrt, als die Gewerkschaft dem Management mitteilte, sie habe unter den Arbeitnehmern Mitglieder angeworben und fordere ihre Anerkennung. Evanson rief daraufhin die Arbeitnehmer einzeln in sein B�ro und forderte sie auf, ein Schreiben zu unterzeichnen, in dem sie ihren Austritt aus der Gewerkschaft erkl�rten. Dreiundzwanzig Gewerkschaftsmitglieder verweigerten diesen dem�tigenden Akt und wurden entlassen.

Im Juli 2002 wurden 44 Gewerkschaftsmitglieder entlassen, nachdem sie mit NUHCTIE-Generalsekret�r Timoci Naivaluwaqa und Felix Anthony, dem Generalsekret�r des Gewerkschaftskongresses von Fidschi, zusammengetroffen waren.

Nach diesen Massenentlassungen konnte die Gewerkschaft eine Mehrheit der Arbeitnehmer f�r sich gewinnen; aber acht weitere Gewerkschaftsmitglieder wurden entlassen.

"Meine Insel ist f�r mich etwas ganz Besonderes", sagt Evanson "und ich m�chte, dass sie auch f�r meine G�ste etwas ganz Besonderes ist ...". Arbeitnehmer aber k�nnen etwas ganz anderes erz�hlen. Einige von ihnen verdienen 1,65 Fidschi-Dollar in der Stunde (weniger als 90 US-Cents) und erhalten somit einen Wochenlohn, der unterhalb der Armutsgrenze liegt, wobei sie wohlhabenden G�sten, die 7 500 US$ in der Woche zahlen, Getr�nke servieren. Es gibt keine �berstundenverg�tung, kein unabh�ngiges Arbeitsschutzkomitee und keinen Schutz gegen willk�rliche Entlassungen. Die Arbeitnehmer berichten, dass die Leitung ein internes System zur Bespitzelung der Arbeitnehmer praktiziert. Trinkgelder in US-Dollar werden in Fidschi-Dollar ausbezahlt, und die Arbeitnehmer haben keinerlei Kontrolle �ber diese Gelder. Im vorigen Jahr wurde ein US-amerikanisches Paar in der Mitte seines Aufenthalts br�sk der Insel verwiesen, weil es die Etikette von Turtle Island unter anderem dadurch verletzt hatte, dass es mit Arbeitnehmern �ber ihre Trinkgelder sprach.

Die Arbeitnehmer von Turtle Island bem�hen sich mit Hilfe der Gewerkschaftsvertretung um W�rde und Achtung. Aber Evanson hat etwas dagegen. Als die NUHCTIE am 7. November 2002 Evanson um freiwillige Anerkennung der Gewerkschaft bat, erwiderte er, er "erkenne" nur seine eigene Personalvertretung an.

Im Dezember 2002 beantragte die Gewerkschaft beim Arbeitsministerium eine Anerkennungsverf�gung. Diese wurde von der Regierung am 22. Januar dieses Jahres erlassen. Evanson lehnte jedoch ein Treffen mit der Gewerkschaft mit der Begr�ndung ab, sie sei zu einem angeblich f�r den 16. M�rz vereinbarten Treffen nicht erschienen (als der Generalsekret�r Naivaluwaqa tats�chlich im Ausland weilte). Evanson reagierte auch nicht auf ein Ersuchen, im Juni mit dem IUL-Regionalsekret�r Ma Wei Pin w�hrend dessen Besuchs in Fidschi zusammenzutreffen. Er behauptete, er habe die entsprechenden Faxe nie erhalten, und die Arbeitnehmer seien im �brigen mit der von ihm im Rahmen seiner gewerkschaftsfeindlichen Ma�nahmen gef�rderten "Personalvertretung" ganz zufrieden. In einem Brief vom 10. Dezember 2002 an die NUHCTIE, in dem er das Anerkennungsersuchen der Gewerkschaft ablehnte, empfahl Evanson, die "Personalvertretung" sogar als antigewerkschaftliches Modell f�r ganz Fidschi, und erkl�rte: "Wir sind so etwas wie eine "Muster"organisation in der Branche, und andere werden unserem Beispiel folgen. Wir hoffen, dass sie unserem Beispiel folgen und eigene Personalvertretungen schaffen ..." Die Bedrohung f�r das gesamte Gewerkschaftswesen auf den Inseln Fidschis ist damit mehr als deutlich zutage getreten.

Kurz bevor ein Gericht in Fidschi eine Untersuchung �ber die Unterlassung der Ferienanlage einleitete, der Anerkennungsverf�gung nachzukommen, stimmte die Leitung schlie�lich einem Treffen mit der Gewerkschaft zu. Aber als Rob Besford, der General Manager von Turtle Island, am 18. Juni mit dem NUHCTIE-Generalsekret�r Naivaluwaqa zusammentraf, lehnte er es ab, �ber die Vereinbarungserkl�rung �ber die Gewerkschaftsanerkennung zu verhandeln, die er sp�ter gegen�ber den Medien als "illegal" bezeichnete, w�hrend sie in Wirklichkeit ein durchaus �bliches Dokument ist.

Eine gerichtliche Untersuchung �ber die unterlassene Durchf�hrung der Anerkennungsverf�gung wurde nach ersten verfahrenstechnischen Ma�nahmen am 20. Juni unterbrochen und wird im August wieder aufgenommen werden.

Die Arbeitnehmer der Ferienanlage aber wollen Anerkennung und Gerechtigkeit jetzt. Ihr k�nnt dazu beitragen, indem ihr das Turtle Island Resort nachdr�cklich dazu auffordert, seine gewerkschaftsfeindlichen Praktiken einzustellen, die National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees anzuerkennen und Tarifverhandlungen aufzunehmen.

Der folgende Text kann als Muster dienen.

Botschaft an das Turtle Island Resort


To: Mr Richard Evanson
General Manager
Turtle Island Resort, Fiji
Fax: + 679 666 52 20

cc: [email protected]
[email protected]

Dear Mr. Evanson,

Concerns: violations of trade union rights at Turtle Island Resort

I have learned of repeated violations of basic trade union rights at Turtle Island Lodge and the dismissal of employees who join the National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees (NUHCTIE). Since March 2000, when 23 workers who refused to resign their union membership were terminated, we know of 75 cases of workers who were fired for their union membership. This information, along with evidence of other violations of basic worker rights, has been recorded by the Fiji Human Rights Commission and the Ministry of Labour.

A Compulsory Recognition Order has been issued, instructing your establishment to recognize and to enter into good faith negotiations with the union. Yet when general manager Rob Besford met with union representatives on June 18 the meeting broke up over the manager's refusal to discuss a routine Memorandum of Agreement on union recognition, a document which Besford later denounced to the media as "illegal" when in fact it is customary practice.

The pattern of anti-union practices and victimization of union members is a flagrant violation of core Conventions of the International Labour Organization. These Conventions have the force of international treaties, and the government of Fiji is obliged to uphold and defend them. Their violation is a violation of international law.

I therefore urge you to recognize the National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees of Fiji as the legally authorized representative of the employees at Turtle Island Lodge and to immediately and unconditionally enter into negotiations for a collective agreement based on this recognition.

I will be closely watching developments in this matter.

Yours sincerely,

�bersetzung

An: Richard Evanson
General Manager
Turtle Island Resort, Fidschi
Fax: +679 666 52 20

Kopie: [email protected]
[email protected]

Sehr geehrter Herr Evanson,

Betrifft: Verletzungen der Gewerkschaftsrechte im Turtle Island Resort

Ich habe von den wiederholten Verletzungen elementarer Gewerkschaftsrechte in der Turtle Island Lodge und der Entlassung von Arbeitnehmern erfahren, die der National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees (NUHCTIE) beigetreten waren. Seit M�rz 2000, als 23 Arbeitnehmer, die sich weigerten, ihre Gewerkschaftsmitgliedschaft aufzugeben, entlassen wurden, sind 75 F�lle bekannt geworden, in denen Arbeitnehmer wegen ihrer Gewerkschaftszugeh�rigkeit entlassen worden sind. Diese Informationen sowie Beweise f�r andere Verletzungen elementarer Arbeitnehmerrechte sind bei der Menschenrechtskommission und beim Arbeitsministerium Fidschis aktenkundig.

Mit einer Anerkennungsverf�gung wurde Ihr Unternehmen angewiesen, die Gewerkschaft anzuerkennen und Verhandlungen in Treu und Glauben mit ihr aufzunehmen. Als aber der General Manager Rob Besford am 18. Juni mit Gewerkschaftsvertretern zusammentraf, scheiterte dieses Treffen, weil er es ablehnte, �ber eine Vereinbarungserkl�rung �ber die Gewerkschaftsanerkennung zu verhandeln, die er sp�ter gegen�ber den Medien als "illegal" bezeichnete, w�hrend sie doch in Wirklichkeit ein durchaus �bliches Dokument darstellt.

Die gewerkschaftsfeindlichen Praktiken und die Schikanen gegen Gewerkschaftsmitglieder stellen flagrante Verletzungen der grundlegenden �bereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation dar. Diese �bereinkommen haben die Rechtskraft internationaler Vertr�ge und m�ssen auch von der Regierung Fidschis eingehalten werden. Sie zu verletzen hei�t, internationales Recht zu verletzen.

Ich fordere Sie daher dringend auf, die National Union of Hospitality, Catering and Tourism Industry Employees of Fiji als rechtm��ige Vertretung der Arbeitnehmer der Turtle Island Lodge anzuerkennen und auf der Grundlage dieser Anerkennung unverz�glich und bedingungslos Verhandlungen �ber einen Kollektivvertrag aufzunehmen.

Ich werde die weiteren Entwicklungen genau verfolgen.

Hochachtungsvoll,

Bitte schickt Kopien etwaiger Botschaften an das IUL-Sekretariat und per E-Mail an die NUHCTIE: [email protected]

Wir danken euch im Voraus f�r eure Solidarit�t und Unterst�tzung.