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Neue Kategorie gerichtlicher Auseinandersetzungen? Insolventer US-Einzelh�ndler beschuldigt PE Fonds der Ausschlachtung

An die IUL Web-Site geschickt am 10-Sep-2008

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Seit dem Beginn der Kreditkrise ist eine deutliche Zunahme vor Gericht ausgetragener Auseinandersetzungen zu verzeichnen, wobei sich �bernahmefonds, Banken und von diesen angepeilte Unternehmen wegen nicht zustande gekommener Transaktionen und der damit verbundenen Aufl�sungsgelder gegenseitig mit Klagen und Gegenklagen bombardieren. Banken haben geklagt, um vorgesehenen Transaktionen auszuweichen, Unternehmen haben geklagt, um ihren Anspruch auf Privatisierung durchzusetzen, und die Fonds haben gegen alle und jeden geklagt und sich dabei auf alles nur Denkbare berufen, von treuh�nderischer Verantwortung �ber Gesetzestreue bis zu Fragen der nationalen Sicherheit. Und da immer mehr Portfoliogesellschaften Insolvenz anmelden, kann man davon ausgehen, dass immer mehr Gl�ubiger Klagen gegen Private Equity Fonds einreichen, wie etwa im August die Gl�ubiger des US-amerikanischen Generatorenherstellers Powermate Corporation. Mit dieser Klage wird den PE Besitzern Sun Capital und York Street Capital Partners vorgeworfen, sie h�tten das Unternehmen durch Dividendenrekapitalisierungen, die es in Schulden erstickt h�tten, in die Insolvenz getrieben.

Die am 2. September vom US-amerikanischen Einzelh�ndler Mervyn's eingereichte Klage d�rfte jedoch die erste (aber sicher nicht die letzte) Klage ihrer Art sein. Darin werden die PE Besitzer (Cerberus, Sun Capital sowie der Immobilienspezialist Lubert-Adler), die Banken, die das Gesch�ft finanzierten, und die Muttergesellschaft - die Einzelhandelskette Target - die Mervyn's 2004 verkauft hat, beschuldigt, die Immobilienwerte des Unternehmens zur Finanzierung des durch hohe Schuldenaufnahme erm�glichten Gesch�fts eingesetzt und danach das Unternehmen durch drastisch �berh�hte Pachtgelder in den Konkurs getrieben zu haben. Nach Ansicht der Anw�lte des Unternehmens bestand das Ergebnis darin, dass "Mervyn's schlie�lich in den Konkurs getrieben wurde und sich die gesamte Transaktion als betr�gerische �bertragung erwiesen hat, die keiner �berpr�fung standhalten kann". Das Unternehmen, das fr�her etwa 18 000 Arbeitnehmer besch�ftigte, hat nun Gl�ubigerschutz beantragt und versucht eine Umstrukturierung.

Das klassische Verfahren, um "Werte freizusetzen", war die Gr�ndung getrennter Firmen f�r das Einzelhandelsgesch�ft einerseits und f�r die Immobilien und die Pachtvertr�ge andererseits. Hierzu hie� es in einem Artikel der Minneapolis/St. Paul Star Tribune vom 3. September:

"Die Klage von Mervyn's richtet sich gegen eine beliebte Methode der letzten Welle fremdfinanzierter �bernahmen, die nun immer h�ufiger zu Insolvenzen f�hren. Die Erwerber nutzten den hohen Wert des Immobilienverm�gens, um die �bernahme von Einzelhandelsfirmen wie Mervyn's zu finanzieren, indem die Immobilien vom eigentlichen Gesch�ft getrennt wurden.

Die Amputation des Standbeins Immobilien vom K�rper des Einzelhandelsgesch�fts ... erfolgte durch eine Vielzahl von den Private Equity Firmen orchestrierter und in Sekundenschnelle durchgef�hrter gleichzeitiger �bertragungen, erkl�rten die Anw�lte von Mervyn's.

Laut Mervyn's erhielt das Unternehmen aus diesen �bertragungen, durch die es all seine Immobilien verlor, nur ganze 8,3 Millionen Dollar, w�hrend sich die Private Equity Firmen, die Anw�lte und die Investmentbanker 58 Millionen Dollar Geb�hren und Honorare teilen konnten. Laut den Anw�lten von Mervyn's war das Immobilienverm�gen des Unternehmens etwa 1,68 Milliarden Dollar wert.

Die Immobilien von Mervyn's landeten bei insolvenzgesch�tzten Unternehmen, so dass es f�r die Gl�ubiger des Einzelh�ndlers zu keinem Zeitpunkt die M�glichkeit eines Zugriffs auf die Verm�genswerte gab, behauptet das Unternehmen. In der Klage hei�t es, dass die Akteure der Transaktion damals genau wussten, dass Mervyn's dadurch ohne ausreichende Mittel zum �berleben bleiben w�rde.

In Phase zwei sich auf das Immobilienverm�gen st�tzender fremdfinanzierter �bernahmen sichern sich die Erwerber einen st�ndigen Barmittelzufluss, indem sie den �bernommenen Unternehmen vorteilhafte Pachtvertr�ge zuschanzen. Nach Ansicht von Mervyn's w�ren seine j�hrlichen Pachtaufwendungen in H�he von 172 Millionen Dollar um 80 Millionen Dollar niedriger, wenn die Private Equity Firmen das Unternehmen nicht von Target �bernommen und damit begonnen h�tten, Pachtzahlungen zu verlangen.

Nach den neuen R�ckmietvereinbarungen haben sich die j�hrlichen Pachtzahlungen von Mervyn's nahezu verdoppelt - auf insgesamt 172 Millionen US-Dollar. In der Klage hei�t es dazu: "Indem die Private Equity Akteure das Immobilienverm�gen von Mervyn's von seinem Einzelhandelsgesch�ft trennten, sorgten sie daf�r, dass ein etwaiger Rest- oder Mehrwert der Immobilien ihnen und nicht Mervyn's zufiel".

Mit Hilfe erh�hter Pachtbetr�ge und einer drastischen Dividendenrekapitalisierung konnten die PE Besitzer ihren Einsatz f�r die 2004 durchgef�hrte �bernahme im Wert von 1,26 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppeln. Das Wall Street Journal, das im allgemeinen nicht den Ruf genie�t, der �bernahmebranche kritisch gegen�berzustehen, hatte in seiner Ausgabe vom 4. September hierzu folgendes zu sagen:

"Das Mervyn's-Gesch�ft wurde Anfang des Jahrzehnts get�tigt, als Privatinvestmentfirmen mit Schwierigkeiten k�mpfende Einzelh�ndler weniger ihres im Trend liegenden Angebots als wegen des Wertes ihrer Immobilien aufkauften.

Der Hedgefondsmanager Eddie Lampert verdiente ein Verm�gen, indem er die Kontrolle �ber den insolventen Einzelh�ndler Kmart �bernahm und dann dessen Immobilienverm�gen verkaufte. Kohlberg Kravis Roberts & Co, Bain Capital und Vornado Realty Trust erwarben Toys 'R' Us Inc. zum Teil nur wegen des Wertes der Ladengesch�fte dieses Unternehmens.

Das Verfahren gegen Sun und Cerberus ist besonders bedrohlich f�r die Private Equity Branche, die sich mit allen Mitteln gegen die seit Jahrzehnten erhobene Kritik zu wehren versucht, wonach die Fonds gesunde Unternehmen "ausschlachten", ohne dabei R�cksicht auf Arbeitnehmer oder Institutionen zu nehmen."

Die Trennung des Immobilienverm�gens und der eigentlichen Gesch�ftst�tigkeiten von der Bereitstellung von Dienstleistungen ist auch ein beliebtes Mittel, um Barmittelzufl�sse aus Hotelketten zu erzielen, indem vor allem die Immobilien an Immobilien-Treuhandfonds (REITS) ver�u�ert werden, und erfordert nicht, dass ein Unternehmen privatisiert wird. Hedgefonds und "aggressive Investoren" fordern seit l�ngerem solche M�glichkeiten, da sie verst�rkt Beteiligungen an b�rsennotierten Unternehmen erwerben. Die Arbeitnehmer zahlen hierf�r den Preis in Form von Entlassungen, einem erh�hten Arbeitstempo, Lohnk�rzungen und Einschnitten bei Pensionen und Zusatzleistungen.

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