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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Arbeitsseminar Private Equity erweitert gewerkschaftliche Verhandlungsagenda

An die IUL Web-Site geschickt am 05-Dec-2007

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W�hrend Gewerkschaften in aller Welt auf Regulierungsma�nahmen dr�ngen, um den Fonds Z�gel anzulegen, und sich gleichzeitig um Gespr�che mit den Fonds und dem Management der Unternehmen in ihren Portfolios bem�hen, um Gewerkschaftsrechte zu sichern, haben sich die �bernahmefonds inzwischen zu bedeutenden nationalen und transnationalen Arbeitgebern entwickelt. Gewerkschaften m�ssen deshalb ihre Kollektivverhandlungspraktiken den ver�nderten Finanz- und Managementverh�ltnissen anpassen, die fremdfinanzierte �bernahmen zur Folge haben. Im Anschluss an die erfolgreiche internationale Konferenz im November 2006 haben die IUL, der IMB und UNI am 14. November dieses Jahres ein Arbeitsseminar in Nyon, Schweiz veranstaltet, in dessen Mittelpunkt konkrete Organisierungs- und Verhandlungsinstrumente f�r Gewerkschaften standen.

Im ersten von zwei Referaten berichtete Peter Rossman von der IUL �ber neue Tendenzen im �bernahmegesch�ft im Zuge der im Sommer durch den Zusammenbruch des US-amerikanischen Marktes f�r bonit�tsschwache Hypotheken ausgel�sten weltweiten Kreditkrise. Trotz der Kreditklemme investierten institutionelle Anleger, darunter auch Pensionskassen, nach wie vor in Private Equity. �bernahmefonds h�tten in den ersten zehn Monaten des Jahres 2007 bereits mehr als 263 Milliarden US-Dollar aufgebracht, mehr als im gesamten Jahr 2006, und nichts deute darauf hin, dass Pensionskassen wesentlich zur�ckhaltender geworden seien. Zwar seien gro�e fremdfinanzierte �bernahmen zur Zeit nicht mehr aktuell, doch seien die Fonds weiterhin mit �bernahmen kleinerer und mittlerer Unternehmen im Lebensmittelsektor aktiv, wobei sie diese h�ufig zu bedeutenden Unternehmen mit einem hohen Produktions- und Vertriebsvolumen und gewaltigen Lohnsummen b�ndelten. Die Gefahr f�r die Arbeitnehmer bestehe in ihrer Verletzlichkeit durch die mit jeder weiteren �bernahme verbundene hohe Fremdfinanzierung.

W�hrend die �bernahmefonds darauf warteten, dass die Kreditklemme zuende gehe, w�rden sie gleichzeitig gro�e Aktienpakete b�rsennotierter Unternehmen erwerben. Die Gewerkschaften m�ssten sich bewusst sein, dass die Fonds in diesen F�llen nicht nur blo� weitere aktive Investoren auf der Suche nach "Shareholder Value" seien, sondern vielmehr Investoren, die aggressiv Einfluss auf die bestehenden Strukturen n�hmen. Um den von ihnen angestrebten hohen Profit zu erzielen, m�ssten sie die mit den Fondsanlegern vereinbarten Gewinnschwellen �berschreiten. Im Referat der IUL wurden mehrere Beispiele f�r die Verlagerung des Schwergewichts der �bernahmet�tigkeiten von den kreditknappen M�rkten in Nordamerika und Europa auf die Region Asien/Pazifik angef�hrt.

Indem er die Folgen der Kreditkrise f�r Gewerkschaften und Kollektivverhandlungen erl�uterte, wies Rossman darauf hin, dass die Kreditm�rkte zur Zeit nicht in der Lage seien, gro�e sekund�re �bernahmen zu finanzieren und die riesigen Refinanzierungssummen bereitzustellen, die es m�glich gemacht h�tten, dass zahlreiche Unternehmen im Besitz von Private Equity an den Rand der Insolvenz gedr�ngt worden seien, w�hrend sie nach wie vor von den Fonds gemolken w�rden. In der heutigen Situation sei es auch problematisch, sich von Investitionen durch eine R�ckkehr an die Aktienm�rkte zu trennen. Deshalb w�rden die Gewinnanspr�che der Private Equity Fonds an die Unternehmen in ihren Portfolios noch h�her als urspr�nglich vorgesehen, und die Gewerkschaften m�ssten geeignete Verhandlungsstrategien entwickeln, um diesem immer h�heren Druck zu begegnen.

In einer zweiten Sitzung am Nachmittag erl�uterte die IUL, wie Private Equity - und insbesondere der Druck der massiven Verschuldung (Fremdfinanzierung) auf die Bilanzen der Portfoliounternehmen - den Rahmen f�r Kollektivverhandlungen grundlegend ver�ndere. Gewerkschaften, die Kollektivverhandlungen mit Unternehmen im Besitz von Private Equity f�hrten, verhandelten in Wirklichkeit mit einem Haufen Schulden. Diese Schulden zu erkennen und aufzugliedern, sei f�r den Verhandlungsprozess unerl�sslich. Deshalb m�ssten die Gewerkschaften darauf bestehen, dass die Gesamth�he der mit der �bernahmen aufgenommenen Schulden (einschlie�lich der Honorare usw.) sowie Art und F�lligkeit der in diesem Zusammenhang ausgegebenen Schuldverschreibungen, die Zinss�tze, die Darlehensvertr�ge usw. vollst�ngig offengelegt w�rden. Einen Tarifvertrag auszuhandeln, sei jedoch nur der erste Schritt. Um feststellen zu k�nnen, dass Barmittel abgezogen und neue Schulden aufgenommen werden, m�ssten Gewerkschaften den laufenden Zugang zu nachpr�fbaren Finanzrechnungen fordern, damit sie st�ndig das Verh�ltnis zwischen Schulden und Gewinnen einerseits und Dividenden und Gewinnen andererseits �berpr�fen k�nnten. Die Gewerkschaften m�ssten ferner den Umgang mit den Verm�genswerten kontrollieren, einschlie�lich der Ver�u�erung von Immobilien und "geistigem Eigentum" (Warenzeichen, Marken usw.) und die sich hieraus ergebenden Folgen f�r die Verwaltung der verf�gbaren Mittel verstehen, um sicherzustellen, dass laufend Investitionen get�tigt und nicht Verm�genswerte ver�u�ert werden. Auch die Sicherung der Pensionsverpflichtungen sei ein strategischer Zwang und k�nne in einigen F�llen genutzt werden, um eine �bernahme zu verhindern.

Das Referat der IUL wurde durch ein weiteres Referat Ron Blums vom IMB erg�nzt, der erl�uterte, wie das Ausma� der Fremdfinanzierung �nderungen der Gewinnpolitik mit unmittelbaren Konsequenzen f�r die Arbeitnehmer zur Folge h�tte. Die entsprechenden Techniken des Managements erkennen zu lernen, sei eine wesentliche Aufgabe f�r Kollektivverhandlungen mit Private Equity Partnern und unerl�sslich, um Besch�ftigung und Investitionszusagen zu sichern. Das Referat umfasste konkrete Beispiele aus der Metallindustrie in Europa und Nordamerika.

Stephen Lerner und Michael Laslett von der nordamerikanischen SEIU wiesen nachdr�cklich darauf hin, wie wichtig gewerkschaftlicher Druck auf Pensionskassentreuh�nder sei. Ungeachtet ihrer gesetzlichen Verpflichtung, maximale Renditen zu erwirtschaften, seien Pensionskassentreuh�nder in Wirklichkeit verschiedenen Formen des Drucks ausgesetzt. Die Gewerkschaften h�tten aber noch nicht gelernt, diesen Druck strategisch auszu�ben, und vielen Gewerkschaften seien nicht mal der Umfang oder gar die Einzelheiten der Private Equity Investitionen ihrer Pensionskassen bekannt. Die SEIU habe erreicht, dass politischer Druck auf die Fonds ausge�bt werde, indem sie sich daf�r eingesetzt habe, dass sie die steuerlichen Folgen potenzieller �bernahmen offenlegten - ein weiteres n�tzliches Kampagneninstrument.

Eines der Hauptergebnisse der Referate und Diskussionen bestand in der �bereinstimmung �ber die Notwendigkeit, weiteres Schulungsmaterial zu erstellen, das Gewerkschaften dabei hilft, Kampagnen gegen die Fonds und ihre �bernahmen zu f�hren, und sie auf wirksamere Verhandlungen mit ihnen vorbereitet. Die IUL wird deshalb neues Schulungsmaterial erstellen, um den Leitfaden f�r Arbeitnehmer zu Firmen�bernahmen durch privates Beteiligungskapital zu erg�nzen.

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