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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Erste internationale Tagung f�r IUL-Gewerkschaften im Cateringsektor

An die IUL Web-Site geschickt am 01-Dec-2000

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Am 29. und 30. November 2000 fand in Washington D.C. eine Tagung statt, an der GewerkschaftsvertreterInnen des Catering- und Verpflegungssektors in den USA, Kanada, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Spanien sowie Gro�britannien und Australien teilnahmen und den Industriezweig Vertrags-Catering und im besonderen die drei gr��ten globalen Catering-Konzerne Granada Compass, Sodhexo Alliance und Aramark einer Untersuchung unterzogen. Die Tagung, zu der der nordamerikanische IUL-Mitgliedsverband HERE (Hotel Employees and Restaurant Employees Union) geladen hatte, erm�glichte den Gewerkschaften, Erfahrungen und Informationen auszutauschen, die Bedingungen zu vergleichen, unter denen sie ihre Arbeit sowohl im nationalen Kontext wie auch im Verh�ltnis zu den einzelnen Konzernen durchf�hren, sowie k�nftige T�tigkeiten zu planen.

John Wilhelm, der Pr�sident der HERE, er�ffnete die Tagung und hie� die Teil-nehmer im Washingtoner Hauptquartier der HERE willkommen. In seiner anschlie�enden Einleitung stellte Ron Oswald, der Generalsekret�r der IUL, die Tagung in den Kontext der IUL-Politik gegen�ber den transnationalen Konzernen. Die fortschreitende Integration der Weltwirtschaft und die Tatsache, dass die gr��ten Unternehmen st�ndig weiter wachsen und zusehends in einem globalen Kontext agieren, erfordern eine entsprechend globale Koordination der Arbeit der Gewerkschaften. Im Bereich der TNK-T�tigkeiten sieht die IUL-Politik zwei Priorit�ten vor: zum einen die aktive Solidarisierung, sobald Arbeitnehmerrechte bedroht sind, und zum anderen den Aufbau strategischer Beziehungen zu den global t�tigen Unternehmen, damit Bedingungen ausgehandelt werden, die den Mitgliedsverb�nden erm�glichen, sich auf lokaler Ebene besser zu organisieren und ihre Tarifverhandlungspositionen zu st�rken. Im Catering-Sektor eignen sich diese, auf globaler Ebene gef�hrten Verhandlungen ganz besonders, da er in hohem Ma�e konsolidiert und von einer Handvoll Konzernen kontrolliert wird, die in keinen nationalen Kontext gebunden sind. Dar�ber hinaus haben die Globalisierung und Konsolidierung ein erh�htes �ffentliches Bewu�tsein geschaffen und eine kritischere Haltung ausgel�st, weshalb die Konzerne sich nun in einer Position befinden, in der sie nicht mehr nur als finanzielle Wirtschaftsverb�nde auftreten und mit ausschlie�lich �konomischen Argumenten um Kunden werben k�nnen, sondern davon ausgehen m�ssen, dass Angelegenheiten wie soziale Verantwortung und Produktsicherheit (im konkreten Fall die Nahrungsmittelsicherheit) inzwischen eine weit gr��ere Rolle spielen, wobei die IUL und ihre Mitgliedsorganisationen ihre Expertise in diesen Bereichen einbringen und zugunsten der weltweit im Catering besch�ftigten Arbeitnehmer einsetzen k�nnen.

Die Pr�sentation einer vom IUL-Sekretariat vorbereiteten Unterlage mit kurzen Darstellungen der drei gro�en Catering-Konzerne leitete eine allgemeine Diskussion �ber die Trends und die von den Gewerkschaften gemachten Erfahrungen ein. Die Dominanz dieser drei Konzerne in der weltweiten Catering-Industrie ist ein Ph�nomen, das keine zehn Jahre alt ist. Der Sektor wurde im Laufe des letzten Jahrzehnts zusehends konsolidiert, indem sowohl gro�e wie kleine Unternehmen in den Bereichen Catering und Verpflegung von einer immer kleiner werdenden Anzahl an Konzernen akquiriert bzw. fusioniert wurden und werden. Diese Konzerne erheben somit Anspruch auf immer gr��ere nationale Marktanteile und streben die Kontrolle �ber die gesamte globale Catering-Industrie an. So hat sich zum Beispiel Compass im Zeitraum von nur zehn Jahren von einem Unternehmen, das f�r britische Firmen und Institutionen Mahlzeiten bereitstellte, zum weltweit gr��ten und diversifiziertesten Konzern in der Betriebsgastronomie entwickelt; erst dieses Jahr ist es eine Fusion mit Granada Food Services eingegangen, einem Unternehmen, das bis dahin in Gro�britannien die Nummer Zwei und in Europa die Nummer Vier war. Sodexho, das neben der Geb�udeverwaltung auch in der Betriebsgastronomie t�tig ist, konnte Compass im weltweiten Ranking �berholen, nachdem es 1998 durch eine Fusion die Betriebsgastronomie von Mariott International �bernommen hat. Aramark verf�gt zwar nicht �ber dieselbe globale Reichweite wie die beiden anderen Konzerne, konzentriert sich aber f�r seine Dienste in der Geb�udeverwaltung auf neue M�rkte und ist in diesem Bereich sogar noch diversifizierter und umfassender als Sodexho.

Die Teilnehmer berichteten �ber ihre Erfahrungen im Umgang mit den Konzernen und ihre Einblicke in die auf nationaler Ebene verfolgte Konzernstrategie. Obwohl etwa in Nordamerika und Europa die Gegebenheiten f�r eine Organisierung sehr unterschiedlich sind, scheint es gewisse �hnlichkeit zu geben, was die �ber die nationalen Grenzen hinausgehenden Beziehungen zu den einzelnen Unternehmen anlangt. Unter anderem wurden die folgenden Schwerpunkte besprochen:

 Kundenbeziehungen und wie sie sich unterscheiden, je nachdem ob es sich um private Kunden in der Industrie oder um �ffentliche Institutionen handelt, bzw. welches Hauptsegment zur Debatte steht (Betriebsgastronomie, sportliche Ereignisse, milit�rische Einrichtungen),
 Praktiken bei der Vertragsvergabe, mit denen Druck auf die Arbeitskosten gemacht werden (Verabredung unter den Kunden; Vertrags-�B�ndelung� bzw. die Voraussetzung, dass die Vertragsnehmer Angebote f�r gleich mehrere Standorte in einer bestimmten geographischen Region machen; die Angebotspraktiken der miteinander konkurrierenden Caterer),
 Die Frage der Besch�ftigungsstabilit�t, sobald die Vertragsnehmer wechseln,
 Das Ansehen der Unternehmen bei ihren Kunden und Verbrauchern
 Fragen im Zusammenhang mit Tarifverhandlungen.

Die Teilnehmer aus Kanada und den USA berichteten, wie die Konzerne ihre Kosten in industriellen Standorten wieder hereinzubringen versuchen, indem sie Verkaufsautomaten und Essenst�nde aufstellen, die von in Au�envergabe besch�ftigten Arbeitskr�ften betrieben werden (im Extremfall von betriebseigenem Personal), und wie sie Beziehungen zu Kunden und Verbrauchern herstellen, um Druck auf die Unternehmen auszu�ben.

Die Tagungsteilnehmer begr��ten einen Vertreter des �Prison Moratorium Project�, einer von Studenten organisierten Gruppe, die zugunsten der Wahrung der Menschenrechte in der wachsenden privaten Gef�ngnisindustrie in den USA mobilisieren. Sodexho gilt in vielen L�ndern als einer der gr��ten Bereitsteller von Verpflegungs- und Verwaltungsdiensten f�r Haftanstalten und besitzt Anteile an der Corrections Corporation of America, der f�hrenden Betreiberin von privaten Gef�ngnissen in den USA. In Nordamerika haben die Studenten an ihren Universit�ten Kundgebungen organisiert, um gegen die Pr�senz von Sodexho als Betreiber der Cafeteria auf ihrem Campus zu protestieren, wobei sich die Gewerkschaften im Catering-Sektor der Kampagne angeschlossen haben und ihrerseits den Schwerpunkt auf die Anerkennung der Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechte durch Sodexho legen. Den Studenten ist es in mehreren F�llen gelungen, Sodexho von ihrem Uni-Campus zu vertreiben. Nun versuchen die Gewerkschaften, sie dahingehen zu aktivieren, dass sie ihren Einfluss geltend machen und von den Verpflegern an den Universit�ten fordern, sich einer Sozialpolitik zu verpflichten, die die grundlegenden Arbeitnehmerrechte anerkennt. Und auch wenn die Strafanstalten auf dem europ�ischen Kontinent nach wie vor als staatliche Dom�ne gelten, wird in manchen L�ndern bereits �ber ihre Privatisierung nachgedacht. Es ist davon auszugehen, dass CCA (das in Gro�britannien und Australien bereits Einrichtungen betreibt) und Sodexho momentan in Position gehen, um diesen Markt zu erobern, sobald er sich �ffnet. Die europ�ischen Tagungsteilnehmer verwiesen auf die Notwendigkeit, die T�tigkeiten Sodexhos im Bereich der Gef�ngnisverwaltung zu �berwachen und mit anderen Gewerkschaften in ihren L�ndern bereits im Vorfeld Positionen zur Privatisierung der Gef�ngnisse zu erarbeiten.

Schlussfolgerungen und k�nftige T�tigkeiten
 Die IUL wird sich mit Unterst�tzung der Gewerkschaften in den L�ndern, wo die drei Konzerne ihren Hauptsitz haben, um Gespr�che auf Konzernebene bem�hen, um einen Dialog und Verhandlungen einzuleiten, deren Ziel bessere Bedingungen f�r eine Organisierung und Tarifverhandlungen auf nationaler Ebene sein sollten.
 Die Teilnehmer vereinbarten, dass es in der Zwischenzeit notwendig sei, unsere Informationen im Bereich der Organisierung und Tarifverhandlung zu sammeln, und zwar zun�chst in Form einer von der IUL koordinierten Umfrage �ber vorrangige Dinge wie Anerkennung der Gewerkschaft, Rechte der Funk-tion�re, Schulung sowie die Frage, wie weit diese Bereiche durch gesetzlich vorgegebene Standards bzw. durch Tarifvertr�ge abgedeckt sind.
 Au�erdem wurde vereinbart, dass die Gewerkschaften Daten �ber Nahrungsmittelsicherheit sowie Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sammeln und sich �ber neue Technologien in der Nahrungsmittelproduktion und deren Auswirkung auf die Arbeitnehmer und Verbraucher erkundigen w�rden.
 Damit die Gewerkschaften in der Catering-Industrie Informationen und Ansichten rasch und effizient austauschen k�nnen, wurde eine E-Mail-Kontaktadresse eingerichtet.