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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Tagung des Tabakarbeiter-Branchengruppenvorstands / 10. Oktober 2001

An die IUL Web-Site geschickt am 01-Nov-2001

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Kurzbericht �ber die Tagung

Er�ffnung � Mitteilungen

Die Tagung wurde durch den IUL-Generalsekret�r Ron Oswald er�ffnet, der die Entschuldigungen der an der Teilnahme verhinderten Personen �bermittelte. Der 2. Vizepr�sident der TWTG, Mike Mulhern (MSF, Gro�britannien), erkl�rte sich bereit, den Vorsitz der Tagung in Abwesenheit des 1. Vizepr�sidenten, Masao Hataki (Shokuhin-Rengo, Japan), zu f�hren. Ron Oswald hie� Marc Hofstetter und Alain Berthoud von der Stiftung f�r die Beseitigung der Kinderarbeit im Tabakanbau (ECLT-Stiftung) auf der Tagung willkommen.

�bersicht �ber die T�tigkeiten

Jacqueline Baroncini vom IUL-Sekretariat fa�te die T�tigkeiten und Interventionen der IUL bez�glich der Fragen, die den Sektor seit der letzten Tagung des Branchengruppenvorstandes (27. Oktober 2000) betrafen, zusammen. Hierzu geh�re ein Schreiben der Regierung der T�rkei von November 2000, in dem gegen Vorhaben protestiert wurde,, die Privatisierung (einschlie�lich des Tabaksektors) ohne vorherige Konsultation der Gewerkschaften durchzuf�hren, sowie ein Schreiben an die WHO bez�glich der Unterlassung, die Besch�ftigungsfragen in den Entwurf des Rahmenabkommens �ber Tabakkontrolle aufzunehmen. Als Folget�tigkeit zur Tagung der Tabak-Arbeitsgruppen (29.-30. Januar 2001) seien die Mitgliedsorganisationen mit Rundschreiben ersucht worden, eine Liste der Zigarrenhersteller nach L�ndern zu �berpr�fen und zu �ndern. Bislang seien nur wenige Antworten eingegangen. Diese Informationen w�rden f�r eine Studie �ber die Tabakkette, die von der IUL im Zusammenhang mit ihren Bem�hungen zur Bek�mpfung der Kinderarbeit durchgef�hrt werde, sowie f�r die Erweiterung dieser Bem�hungen zur Einbeziehung einer Untersuchung der Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsrechte zusammengetragen.

Ron Oswald informierte den Vorstand �ber den R�cktritt von Emiko Murakami als TBG-Koordinatorin. Emiko werde ihre Zusammenarbeit mit der IUL jedoch als Ver-bindungsperson mit den japanischen Mitgliedsorganisationen weiterf�hren. Sie werde als Tabakberaterin von Dan Plaum ersetzt, der in enger Zusammenarbeit mit Jacqueline Baroncini arbeiten wird.

Jacqueline Baroncini erl�uterte die Empfehlungen des IUL-Frauenausschusses bez�glich der Branchengruppen und Sektoren und erstattete Bericht �ber die von den Tabakarbeitnehmer-Gewerkschaften in der IUL-Region Asien/Pazifik eingegangenen Verpflichtungen zur Verbesserung der Besch�ftigungsm�glichkeiten f�r Frauen in der Zigarettenherstellung. Der IUL-Frauenausschuss bem�he sich um die Herstellung formeller Beziehungen zu den Industriestrukturen der IUL im Hinblick auf die Beseitigung niedriger Bezahlung und der zwischen den Geschlechtern herrschenden Lohnschere, die Reaktion auf den zunehmenden Einsatz von Gelegenheitsarbeit, die F�rderung des Arbeitsschutzes, die Erm�glichung eines Gleichgewichts zwischen Arbeits- und Privatleben und die Beseitigung der Gewaltt�tigkeit gegen Frauen und der Verletzungen ihrer Grundrechte. Es wird empfohlen, dass der TBG-Vorstand k�nftig eine/n Vertreter/in zu den Tagungen des Frauenausschusses entsendet. Die n�chste Gelegenheit sei der IUL-Kongress im Mai 2002.

Diskussion
Maja Kj�r (NNF, D�nemark) berichtete �ber die von ihrer Gewerkschaft unternommenen Initiativen zur Verbesserung der Besch�ftigungsm�glichkeiten und Arbeitsbedingungen der Frauen im Lebensmittel- und Tabaksektor durch Fachausbildungsprogramme.

Tomoji Misato (IUL-JCC-Generalsekret�r) berichtete �ber die 1. Tagung des IUL-Asien/Pazifik-Tabaksektors, die vom 28. bis 30. August 2001 in Bangkok stattfand. Die IUL habe im Tabaksektor dieser Region jahrelang lediglich drei Mitgliedsorganisationen gez�hlt: SEWA (Indien), BAT Malaysia Workers Union und Zen Tobacco (Teil von Shokuhin-Rengo, Japan). Dieses Jahr seien Tabakarbeiter-Gewerkschaften aus Thailand und Nepal der IUL beigetreten, und die Tagung habe die Gewerkschaften der Besch�ftigten in der Zigarettenherstellung aus Kambodscha und Indien sowie eine Gewerkschaft von Tabakplantagen-Arbeitnehmern aus Pakistan aufgenommen. Da zurzeit 54% der weltweiten Tabakproduktion in Asien konsumiert w�rden, nehme dieser Sektor in der Region an Bedeutung zu und bilde eine Quelle f�r neue Besch�ftigung und potenzielle IUL-Mitgliedschaft.
Harald Wiedenhofer (EFFAT-IUL Europa) berichtete �ber die T�tigkeit der EFFAT, den europ�ischen Sozialdialog im Tabaksektor und die T�tigkeit der Europ�ischen Betriebsr�te bei Philip Morris und BAT. Die Besch�ftigung in Westeuropa sei mit Ausnahme Portugals r�ckl�ufig, wo Philip Morris erhebliche Investitionen get�tigt habe [seit sie zwischen 1996 und 1999 90% des ehemaligen Tabakmonopol-Inhabers Tabaqueira �bernahm]. Die vorgeschlagene Richtlinie der Europ�ischen Union zur Regelung der Tabakerzeugnisse d�rfte negative Auswirkungen auf die Besch�ftigung im Sektor zeitigen. Die Richtlinie sehe neben der Regulierung der Besteuerung, der Werbung und der Kennzeichnung eine Senkung des Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidgehalts in Zigaretten ab Januar 2004 vor. Die Herstellung von Zigaretten mit h�herem Gehalt f�r den Export k�nne bis Januar 2007 fortgesetzt werden. Es sei zu hoffen, dass die Unternehmen diese Umsetzungsfrist nutzen werden, um die Besch�ftigung zu sch�tzen und die Zukunft des Sektors in Europa zu sichern. Im Kampf um die Wahrung dieser Zukunft angesichts der Versuche, eine verst�rkte Regulierung einzuf�hren, werde es zunehmend schwieriger f�r die Gewerkschaften, die Unternehmen zu verteidigen, da deren Glaubw�rdigkeit als Bereitsteller und Garanten einer qualit�tvollen Besch�ftigung ernsthaften Zweifeln unterliege. Der Sozialdialog mit GITES und CECCM erweise sich als nutzlos: Da die meisten ehemals staatseigenen Unternehmen privatisiert worden seien, sei GITES zu einer schwachen Organisation ohne echtes Mandat f�r Verhandlungen mit der europ�ischen IUL-Organisation geworden; die Spaltung bei den Zigarettenherstellern, die der CECCM angeschlossen sind, und ihre Tendenz, sich mit eigenen Fragen zu befassen, h�tten den �Sozialdialog� mit dieser Organisation zu einer Farce werden lassen.

Herbert Schenk (NGG, Deutschland) und Blanca Uru�uela (Federaci�n Agroalimen-taria UGT, Spanien) unterstrichen die von Harald Wiedenhofer ge�u�erten Beden-ken und nannten Beispiele aus ihren eigenen L�ndern. Die deutsche Regierung habe zur Bew�ltigung der Mehrausgaben f�r die Sicherheitsma�nahmen nach dem 11. September die Konsumsteuer auf Zigaretten erh�ht. Der Sektor prognostiziere, dass dies zu einem Volumenr�ckgang von 50% f�hren werde, w�hrend die Prognose der Regierung bei 10% liege. In Spanien h�tten sich der r�ckl�ufige Verbrauch und die steigenden Preise negativ auf den Tabakanbausektor ausgewirkt, wobei die Kleinbauern und ihre Gemeinschaften am st�rksten betroffen seien.

Blanca Uru�uela �u�erte sich zu Gesundheitsfragen und ordnungspolitischen Ma�nahmen und schnitt die Frage der Toleranz und des Konzepts des verantwortungs-bewussten Verbrauchs an. Diese Frage wurde von Ron Oswald aufgenommen, der sodann das von der Zen Tobacco Workers Union eingeleitete Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Projekt schilderte. Das Projekt beinhalte die Schaffung eines st�rkeren Bewusstseins �ber die historischen und kulturellen Aspekte von Tabak und Rauchen, das Konzept des verantwortungsbewussten Konsums und das Verst�ndnis und die Toleranz zwischen Rauchern und Nichtrauchern und ziele auf die Wahrung der Existenzgrundlage der Tabakarbeitnehmer in Japan ab. Hinsichtlich der Frage der EU-Richtlinie hob Ron Oswald hervor, dass es zwar zahlreiche Gr�nde daf�r gebe, den Geltungsbereich der Richtlinie abzulehnen, dass jedoch Vorsicht geboten sei, damit man nicht f�r verschiedene Normen in den verschiedenen Teilen der Welt eintrete.

Die Frage sei, ob die Unterst�tzung der Unternehmen bei der Bek�mpfung der Re-gulierung dabei helfe, die Arbeitspl�tze zu erhalten. Der Tabaksektor genie�e seit langem die Unterst�tzung der Gewerkschaften, dies habe die Unternehmen jedoch nicht davon abgehalten, Arbeitspl�tze und die Existenzgrundlage der Besch�ftigten zu vernichten. Die Teilnehmer erkl�rten sich einig, dass es notwendig sei, die Unternehmen davon zu �berzeugen, sich sozialverantwortlich zu verhalten, und zu versuchen, sie zum Schutz der Besch�ftigung zu verpflichten.

Entwicklungen im Sektor

Jacqueline Baroncini f�hrte das Sekretariats-Dokument unter diesem Punkt sowie die Zusatzberichte der FGTA-FO �ber Seita/Altadis und der SAT (Uruguay) �ber BAT ein.

Ron Oswald vermittelte einen aktualisierten Bericht �ber den Fortgang der Ge-spr�che mit BAT �ber die Ver�u�erung ihrer Gesch�ftsbeteiligungen in Burma.

Daniel Dreux (FGTA-FO, Frankreich), Christian Bouffier (FGA-CFDT, Frankreich, und Blanca Uru�uela bedauerten die neue Haltung von Altadis bez�glich der Ar-beitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen: Die Gewerkschaften erhielten keine finan-ziellen Ausk�nfte, etwa von Seita und Tabacalera, und es f�nden keine gegenseitigen Beratungsgespr�che statt. Das Unternehmen verz�gere und behindere weiterhin den Prozess der Errichtung eines EBR. Daniel Dreux berichtete, er habe im Januar 2001 an Altadis geschrieben und Verhandlungen �ber ein Abkommen auf internationaler Ebene �ber Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen vorgeschlagen, bislang jedoch keine Antwort erhalten.

Herbert Schenk berichtete �ber das Vorhaben eines �ffentlichen Aktienangebots von Reemstma-Aktien durch das familieneigene Kaffeeunternehmen Tschibo, das 75% an Reemtsma besitze. Zu den potenziellen K�ufern geh�rten JTI, Gallaher, Altadis und Imperial. Philip Morris und BAT k�men aus Kartellgr�nden nicht in Frage.

Maja Kj�r berichtete, dass der Erwerb des Zigarrengesch�fts von Imperial Tobacco Canada durch ST Group im November 2000 und die anschlie�ende Produk-tionsverlagerung in D�nemark 70 Arbeitspl�tze geschaffen, in Kanada jedoch leider zu Stellenverlusten gef�hrt h�tten. [ITCAN, der gr��te Tabakhersteller Kanadas, steht im Besitz von BAT]. Im Tochterunternehmen von ST, House of Prince, sei ein Ausbildungsprogramm eingef�hrt worden, das ein auf Qualifikationen beruhendes Lohn- und Gehaltssystem beinhalte. Einkommenserh�hungen w�rden bei erfolgreichem Abschluss der Ausbildungsmodule erlangt.

K�nftige T�tigkeiten: Dreigliedrige IAO-Tagung f�r den Tabaksektor

Die Tagung begr��te Clara Foucault-Mohammed, Expertin f�r Lebensmittel, Getr�nke und Tabak bei der IAO, die IUL-�Schnittstelle� bei der IAO f�r diese Sektoren. Sie best�tigte die Absicht der IAO, im zweiten Halbjahr 2003 eine dreigliedrige Tagung f�r den Tabaksektor abzuhalten. Der Hauptschwerpunkt liege zurzeit auf der Tabakkontrolle und deren Auswirkungen auf die Besch�ftigung im Sektor. Als Beitrag zur UN-weiten Debatte �ber die von der WHO vorgeschlagenen Tabakkontroll-Ma�nahmen habe die IAO eine Studie �ber die Besch�ftigungstrends und -aussichten f�r den Sektor in Auftrag gegeben und werde Fallstudien in Brasilien, China, den USA, Bulgarien und Kambodscha durchf�hren. Andere UN-Sonderorganisationen befassten sich mit der Frage aus ihrer eigenen spezifischen Perspektive: die Weltbank habe ein Instrumentarium f�r �Verst�ndnis und Bewertung der Auswirkungen der Politik der Tabakkontrolle auf die Besch�ftigung� geschaffen, das auf Fidschi, in Kenia, Bulgarien und Armenien versuchsweise umgesetzt werde; die FAO habe Studien �ber alternative Pflanzen erstellt, die Thailand, China, die T�rkei, Brasilien und Indien als Beispiele anf�hrten. Im Jahr 2000 habe die IAO eine Studie �ber den Beedi-Sektor in Indien unternommen, deren Ergebnisse demn�chst ver�ffentlicht w�rden.

Bericht �ber die Umfrage zur Tabakkette

Dan Plaum legte einen Gesamt�berblick �ber die Zigarrenstudie (die zu einem fr�-heren Zeitpunkt in diesem Jahr verbreitet wurde) und die Zigarettenstudie (in Vorbereitung) vor. Die Darlegung umfasste einen �berblick �ber die Produktionsstadien vom Anbau und der Ernte bis zur Herstellung von Zigarren und Zigaretten, die Profile der transnationalen Konzerne, aktuelle Fragen und die Rolle der Gewerkschaften und der IUL. Au�erdem wurden Tabellen mit bedeutenden statistischen Angaben f�r jedes Land vorgelegt. Diese statistischen Angaben sind insofern zweckdienlich, als sie bei der Ermittlung der Betriebe, in denen Ausbeutung praktiziert wird, behilflich sind.

Diskussion
Harald Wiedenhofer (EFFAT) wiederholte seine Frage bez�glich der sozialen Rolle des Sektors und unterst�tzte den Aufruf zu einem nachdr�cklicheren Vorgehen gegen�ber dem Sektor und den Unternehmen.

Ron Oswald betonte, dass eine umfassende Strategie notwendig sei. Die Arbeit von Dan Plaum habe dabei geholfen, die Beziehung zwischen Kinderarbeit und Arbeitspl�tzen und Arbeitsbedingungen zu erkennen. Die Bek�mpfung der Kinder-arbeit betreffe den Kampf um Rechte. Es bestehe eine Gemeinsamkeit zwischen der Anfechtung der Kinderarbeit und der Ablehnung von Betriebsschlie�ungen und Freisetzungen. Es sei jedoch wichtig, dass die Mitglieder die Vorstellung der IUL teilten. Die dreigliedrige IAO-Tagung im Jahr 2003 k�nne Gelegenheit zu einer wichtigen Diskussion �ber die Besch�ftigung bieten, doch ben�tige die IUL die Unterst�tzung und Zusammenarbeit ihrer Mitglieder, damit dies geschehen k�nne. Ohne konkrete Informationen werde die Tagung nicht mehr als ein blo�er Meinungsaustausch sein.

Kinderarbeit

Ron Oswald informierte die Tagung �ber die formelle Errichtung der Stiftung zur Beseitigung der Kinderarbeit im Tabakanbau (bekannt als ECLT-Stiftung) im Sep-tember. Die Gr�ndungsmitglieder der Stiftung seien: IUL, ITGA (Internationaler Verband der Tabakanbauer) und BAT; die bislang beigetretenen Unternehmen seien: Philip Morris, Scandinavian Tobacco, Imperial Tobacco und Japan Tobacco International. Der turnusm��ige Vorsitz der Stiftung werde in den ersten zwei Jahren von der IUL gef�hrt. Der TBG-Vorstand billigte den Vorschlag von Ron Oswald, dass Dan Plaum zum alternierenden Vorstandsmitglied f�r den IUL-Sitz ernannt werde. Marc Hofstetter, Stiftungsleiter, und Alain Berthoud, Projektleiter, stellten sich vor und umrissen ihre Vorstellung von der T�tigkeit der Stiftung.

Als Vorsitzender der ECLT-Stiftung lud Ron Oswald die Teilnehmer der Tagung des TBG-Vorstandes zu einem Empfang in den B�ros der Stiftung ein.

Der Vorsitzende Mike Mulhern dankte allen f�r ihre Teilnahme und schloss die Tagung.