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Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


8. März, Internationaler Frauentag: Kämpft gegen sexuelle Belästigungen und gewerkschaftsfeindliche Aggressionen bei PepsiCo Polen

An die IUL Web-Site geschickt am 07-Mar-2006

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Die Feier des 8. März als eines besonderen Tages des Kampfes der Arbeitnehmer hat ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten, als am 8. März 1857 Arbeitnehmerinnen in der Bekleidungs- und Textilbranche in der Lower East Side von New York City demonstrierten. Auf internationaler Ebene wurde dieser Tag erst 1910 anlässlich der 2. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen ins Leben gerufen und erstmals 1911 von Millionen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in Dänemark, Deutschland, Österreich und der Schweiz begangen.

In diesem Jahr kann die Gewerkschaftsbewegung am Internationalen Frauentag ihr unverändertes Eintreten für die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringen, indem sie ihre Solidarität mit der schwer kämpfenden Gewerkschaft im Snackfood Betrieb Frito-Lay in Grodzisk, Polen bekundet. Am 8. März wird diese Gewerkschaft vor einem Warschauer Gericht demonstrieren, wo im Rahmen eines laufenden Verfahrens über den Fall von acht abgestraften Arbeitnehmerinnen - sämtlich Gewerkschaftsmitglieder - verhandelt wird.

Diese Frauen, die sämtlich Opfer oder Zeugen sexueller Belästigungen durch eine Aufsichtskraft in dem Betrieb waren, wurden Ende Dezember 2004 entweder entlassen oder zur Kündigung gezwungen. Als die Frauen mit Unterstützung der Gewerkschaft im Januar 2005 Klagen gegen das Unternehmen wegen sexueller Belästigungen einreichten, startete das Unternehmen eine eskalierende Reihe von Angriffen gegen die Gewerkschaft, die sich um die Verteidigung der Frauen bemühte, das Lebensmittelarbeitnehmersekretariat der NSZZ Solidarnosc. Der lokale Gewerkschaftsführer Slawomir Zagrajek wurde am 14. Dezember als Reaktion auf einen Angriff gegen die Gewerkschaft in der Boulevardzeitung "Super Express" entlassen, worin behauptet wurde, die Gewerkschaft habe weniger Mitglieder als sie angebe und der Vorsitzende beziehe deshalb zu Unrecht sein Gehalt als vollzeitiger Gewerkschaftsbeauftragter. Wegen der gewerkschaftsfeindlichen Atmosphäre in dem Betrieb, in dem sich die Betriebsleitung seit Jahren geweigert hatte, über die Verlängerung des Tarifvertrags zu verhandeln, und in dem ein Klima der Furcht herrscht, hat die Gewerkschaft regelmäßig ihre Beiträge direkt kassiert und sich nicht auf ein Lohnabzugsverfahren verlassen. Die Unternehmensleitung reagierte unverzüglich auf den Artikel in der Boulevardzeitung, indem sie ein Team in den Betrieb rief, das von allen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen schriftliche Erklärungen über ihre Gewerkschaftszugehörigkeit verlangte. Obwohl diese Erklärungen nicht den Gewerkschaftsvertretern vorgelegt wurden (die das Verfahren ablehnten, weil es ungesetzlich und geeignet war, die Arbeitnehmer einzuschüchtern), behauptete das Unternehmen, die Ergebnisse entsprächen den "Feststellungen" in dem Zeitungsartikel, und entließ unverzüglich den Gewerkschaftsvorsitzenden Zagrajek.

Der Entlassung des Gewerkschaftsvorsitzenden und der Masseneinschüchterung der Mitglieder in dem Betrieb folgten am 13. Januar weitere gewerkschaftsfeindliche Angriffe, indem die Betriebsleitung ein Schreiben an alle Arbeitnehmer verteilte, das an ihren gewerkschaftlichen Betriebsausschuss zurückgegeben werden sollte und in dem sie ihren Austritt aus der Gewerkschaft erklärten. In dem Schreiben hieß es abschließend, "dass es mein Wille ist, meine Gewerkschaftszugehörigkeit mit dem heutigen Tag zu beenden". Die Arbeitnehmer wurden angewiesen, die Schreiben in Gegenwart von Zeugen zu unterzeichnen und innerhalb von fünf Tagen zurückzugeben.

Der Zeitpunkt der jüngsten Angriffe lässt vermuten, dass PepsiCo entschlossen ist, die Gewerkschaftsbasis bei Frito-Lay zu zerschlagen, nachdem das Unternehmen Anfang dieses Jahres die Firma Star Foods, den führenden polnischen Salzgebäckhersteller, übernommen hat. Betriebswahlen der Gewerkschaftsvertreter (die alle vier Jahre stattfinden) müssen in diesem Jahr von Januar bis März durchgeführt werden.

Die lokale Betriebsleitung hat alle Aufforderungen der Gewerkschaft zu Verhandlungen über die Entlassung der Frauen und des Gewerkschaftsvorsitzenden sowie die Masseneinschüchterung von Arbeitnehmern und Gewerkschaftsmitgliedern zurückgewiesen. Auf die Vorwürfe der Verletzungen grundlegender Rechte durch ihre Betriebsleitung in Grodzisk hat die PepsiCo-Konzernzentrale nur gewundene Erklärungen abgegeben, worin sie ihre Politik der "Nulltoleranz" gegenüber sexuellen Belästigungen und ihre "soziale Unternehmensverantwortung" beteuert. Die polnischen Regierungsbehörden haben es ihrerseits bisher abgelehnt, auf diese schändlichen Verletzungen von nationalem, EU- und internationalem Recht zu reagieren.

Nunmehr ist bei dem IAO-Ausschuss für Vereinigungsfreiheit eine formelle Klage gegen die Regierung Polens eingereicht worden. Die IUL bereitet darüber hinaus Maßnahmen gegen das Unternehmen wegen Verletzungen der OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen vor. Diese Verfahren werden sich jedoch hinziehen.

Deshalb ist es dringend erforderlich, dass erneuter Druck auf die Muttergesellschaft ausgeübt wird - am 8. März und auch danach.

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