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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Vorläufiger Sieg im andauernden Kampf um Rechte in pakistanischer Zuckerfabrik

An die IUL Web-Site geschickt am 02-Oct-2003

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Durch energisches Handeln der Gewerkschaft und internationaler Solidarität konnte in dem andauernden Kampf um Gewerkschaftsrechte und Anerkennung in der pakistanischen Zuckerindustrie ein vorläufiger Sieg errungen werden. Im Juni haben wir internationale Solidarität mit der Army Welfare Sugar Mills Workers´ Union (AWSMWU) in Badin, Pakistan, gefordert. Am 19. Mai, am Tag, nachdem die Gewerkschaft gemeinsam mit anderen Gewerkschaften aus der Zuckerindustrie den ersten Landesgewerkschaftsbund in diesem Sektor gegründet hatte, wurde der AWSMWU-Generalsekretär Abdus Salam Memon (der gleichzeitig an der Spitze der Pakistan Sugar Mill Workers´ Federation steht) von der Betriebsleitung der Zuckerfabrik Badin angewiesen, die Gewerkschaft aufzulösen. Memon und anderen Gewerkschaftsführern wurde ein Schreiben des für die Farmen zuständigen Direktors des Army Welfare Trust vorgelegt, in dem die unverzügliche Auflösung der Gewerkschaft gefordert wurde, mit der Begründung, die Army Welfare Zuckerfabrik sei das einzige Unternehmen des Army Welfare Trust mit einer Gewerkschaft. Der Chef der Zuckerfabrik wies die Gewerkschaft sodann an, unverzüglich ihr Büro zu schließen und alle Tätigkeiten einzustellen, wobei er mit Gewaltanwendung drohte, falls die Gewerkschaft seinen Anweisungen nicht nachkommen sollte.

Die Gewerkschaft verteidigte sich mit einer energischen lokalen Kampagne und erhielt umfangreiche internationale Unterstützung. Die IUL hat beim IAO-Ausschuss für Vereinigungsfreiheit eine Klage eingereicht, zu der die Regierung Pakistans noch nicht Stellung genommen hat.

Als Reaktion auf den Druck aus dem In- und Ausland erkannte die Betriebsleitung am 26. Juni die Gewerkschaft, die sie aufzulösen versucht hatte, an.

Der Army Welfare Trust, einer der grössten Mischkonzerne des Landes, der 1971 gegründet wurde und über ausgedehnte Finanz-, Handels- und Immobilienbeteiligungen verfügt, scheint jedoch entschlossen, Gewerkschaften in seinem Bereich zu bekämpfen.

Die Leitung der Zuckerfabrik fordert von der Arbeitsbehörde der Provinz Sindh weiterhin die Aufhebung der Gewerkschaftszulassung. Der rechtliche Status der Gewerkschaft hängt somit voll und ganz von dem berüchtigt willfährigen und korrupten Rechtssystem Pakistans ab. Außerdem hat die Betriebsleitung die Schikanen gegen Gewerkschaftsbeauftragte und -mitglieder verschärft. Gegen den Vorsitzenden, den stellvertretenden Vorsitzenden und den Generalsekretär der Gewerkschaft sind Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Gewerkschaftsmitglieder wurden an andere Arbeitsplätze versetzt, um die innerbetriebliche Gewerkschaftsunterstützung zu schwächen.

Am 18. September trat Generalsekretär Memon am Tor der Fabrik, wo die Arbeitnehmer zweimal täglich zu demonstrieren begannen, in den Hungerstreik. Am 21. September verlor er das Bewusstsein. Neun weitere Mitglieder und Beauftragte der Gewerkschaft traten daraufhin unverzüglich in den Hungerstreik, entschlossen "bis zum Tod" zu fasten. Die IUL und ihre Mitgliedsverbände richteten Protestbotschaften an die Unternehmensleitung, den Army Welfare Trust und politische Stellen.

Am 24. September veranstaltete die Gewerkschaft eine Massendemonstration in Badin, an der sich Arbeitnehmer, Politiker, Menschenrechtsaktivisten und zahlreiche andere Gruppen beteiligten. Diese Demonstration dauerte den ganzen Tag und brachte das Leben in der Stadt zum Erliegen.

Die Bezirksverwaltung drängte die Unternehmensleitung zu Verhandlungen mit der Gewerkschaft. Bis zum Abend hatte diese eingewilligt, den Forderungen der Gewerkschaft zu entsprechen. In einer schriftlichen Vereinbarung nahm sie alle Klagen gegen die Gewerkschaftsbeauftragten zurück, hob alle gewerkschaftsfeindlichen Maßnahmen auf und stimmte der Einsetzung eines Ausschusses zur Überwachung der Vereinbarung mit der Gewerkschaft zu.

Der rechtliche Status der Gewerkschaft ist jedoch nach wie vor gefährdet, solange das Ergebnis des Rechtsverfahrens nicht vorliegt. Die IUL verfolgt deshalb die Situation sorgfältig und ist bereit, entsprechende Maßnahmen zu treffen, falls die Unternehmensleitung erneut versuchen sollte, sich einer Anerkennung zu widersetzen und die Gewerkschaften aus dem großen Tätigkeitsbereich des Army Welfare Trust auszuschließen.